Informationsabend für Landwirte

Zum 10ten Mal führte die VR-Bank Landsberg-Ammersee eG zusammen mit dem BBV den Informationsabend für Landwirte durch: (v.l.) Stefan Nepp (VR-Bank Landsberg-Ammersee), Dr. Gerhard Dorfner (Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft), Leonhard Welzmiller (Bayerischer Bauernverband), Stefan Jörg (Vorstandsvorsitzender VR-Bank Landsberg-Ammersee).

Rentabel produzieren trotz schlechter Preise?
Wege in die Zukunft für Bayerns Milchbauern  

 

Die Informationsabende, die die VR-Bank Landsberg-Ammersee gemeinsam mit dem Bayerischen Bauernverband (BBV) für die Landwirte der Region veranstaltet, haben längst Tradition. Zum zehnten Mal konnte Vorstandsvorsitzender Stefan Jörg kürzlich im Gasthof Probst in Weil rund 160 Gäste zu der "Info-Reihe mit Mehrwert" begrüßen und feststellen, dass "Raiffeisen und Landwirtschaft hervorragend zusammenpassen."
Die Veranstaltung war die erste ihrer Art seit der Fusion der VR-Bank mit der ehemaligen Raiffeisenbank Weil und Umgebung und wurde dadurch, so Jörg, "ein richtiges Heimspiel".
Im Mittelpunkt stand diesmal das Thema Milchpreis. Ob und wie Betriebe mit der aktuellen Krise umgehen können, erläuterte Dr. Gerhard Dorfner von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft.
"Rentabel Milch erzeugen bei 30 Cent Milchpreis?" - der Titel des Vortrags war schon nicht mehr ganz aktuell, denn zwischenzeitlich ist der Preis noch weiter gefallen. Die Gründe sind vielschichtig. Da die bayerischen Bauern zu viel Milch für den heimischen Bedarf produzieren - Dorfner sprach von 180 Prozent Selbstversorgung -, ist man auf den Export angewiesen.
Auf den wichtigen Märkten im Nahen Osten und Venezuela jedoch stagniert die Nachfrage, so BBV-Kreisobmann Leonhard Welzmiller. Denn diese Länder stehen aufgrund des niedrigen Ölpreises selbst unter Druck. Auch das Russland-Embargo mache der Branche zu schaffen. Aus Welzmillers Sicht "ist eher die Nachfrage zu niedrig als das Angebot zu hoch". Immerhin scheine der Absatz nach China nach einer Flaute wieder anzuspringen.
Allgemeingültige Antworten für die heimischen Landwirte gibt es nicht. Wie die Niedrigpreisphase zu überstehen ist, hängt laut Dorfner stark vom einzelnen Betrieb ab. Er warnte davor, die Milchproduktion noch mehr anzukurbeln, damit trotz schlechterer Preise unter dem Strich der gleiche Ertrag herauskommt. "So produzieren wir uns zu Tode." Quersubventionierung mit Hilfe anderer Betriebszweige oder das Aufzehren von Rücklagen können ebenfalls keine Dauerlösung sein.
Im wesentlichen sieht Dorfner drei Wege in die Zukunft: Betriebswachstum mit zusätzlicher Wertschöpfung, Diversifizierung plus Einkommenskombination, oder Kostenoptimierung, Direktvermarktung und den Umstieg auf biologische Erzeugung. Der Bereich Biomilch läuft nämlich dem allgemeinen Trend zuwider, hier verzeichnet die Branche zweistellige Wachstumsraten. Dorfner machte jedoch auch deutlich, dass die Umstellung auf Bio kein "ökonomischer Notausgang" für einen bereits schwächelnden Betrieb sein könne.
Ein Aspekt der ebenfalls in die Zukunftsplanung einbezogen werden müsse, ist der wachsende gesellschaftliche Druck in Sachen Tierwohl und ein absehbares Verbot der Anbindehaltung, wie sie in knapp der Hälfte der bayerischen Betriebe noch praktiziert wird. Andererseits können Betriebe mit vorbildlicher Tierhaltung dies als Marketinginstrument nutzen.
Wenn es um Finanzierungen geht, sind die Raiffeisenbanken traditioneller Partner der Landwirte. Stefan Nepp, Firmenkundenberater der VR-Bank Landsberg-Ammersee, gab den Zuhörern deshalb einige grundsätzliche Ratschläge mit auf den Weg. Investitionsentscheidungen sollten auf der Basis der letzten fünf Wirtschaftsjahre getroffen werden und keinesfalls den Betriebsmittelrahmen sprengen. Neben Hausbankkrediten stehen öffentliche Finanzierungsmittel zu Verfügung, die allerdings recht unflexibel seien. Wichtig sei es, vor weitreichenden Entscheidungen das Gespräch mit Spezialisten zu suchen.