Offenheit statt Opferhaltung

Kreisbauernobmann Johann Drexl, Vorstandsvorsitzender Stefan Jörg (VR-Bank Landsberg-Ammersee), PR-Experte Dirk Gieschen, Landwirt Rüdiger Stahl, Kreisbäuerin Rita Behl und Vorstandsmitglied der VR-Bank Landsberg-Ammersee, Martin Egger (von links).

VR-Bank Landsberg-Ammersee und BBV: Wie die Landwirtschaft erfolgreiche Öffentlichkeitsarbeit betreiben kann

Offene Höfe statt offener Konfrontation - wie die Landwirtschaft mit einer zunehmend kritischen Gesellschaft besser ins Gespräch kommen kann, war Thema des diesjährigen Bauernfrühstücks im Kauferinger Leonhardisaal. Zum zweiten Mal hatten die VR-Bank Landsberg-Ammersee und der Bayerische Bauernverband (BBV) zu der Vortrags- und Diskussionsveranstaltung eingeladen.

"Wie sag ich's dem Verbraucher?"  Die Frage aus dem Titel der mit rund 80 Gästen gut besuchten Veranstaltung beantworteten zwei Referenten: Marketing- und PR-Spezialist Dirk Gieschen aus Niedersachsen und  Landwirt Rüdiger Stahl aus Baden-Württemberg. Die beiden waren sich einig: Funkstille zwischen Landwirtschaft und Bevölkerung geht letztlich zu Lasten der bäuerlichen Betriebe, weil ihnen mit immer weniger Verständnis und immer schärferen Auflagen begegnet wird.

Dass 75 Prozent aller Deutschen in Städten leben und der persönliche Bezug zur Landwirtschaft zunehmend schwindet, dass Fachfremde sich zu harscher Kritik an den Bauern berufen fühlen, ohne die Zusammenhänge zu kennen - all das dürfe nicht dazu führen, sich in die Opferhaltung zurückzuziehen, betonte Gieschen.

Der Schlüssel für ein besseres Image der Landwirtschaft heißt Authentizität, so der PR-Experte. "Der Ansatz ist die Person. Geben Sie Ihrem Hof ein Gesicht, erklären Sie Ihren Betrieb." Landwirte sollen in seinen Augen vor Ort den Kontakt zur Öffentlichkeit suchen - mit Veranstaltungen auf dem Hof, durch Übernehmen von Ehrenämtern, durch offene Kommunikation über Themen, die den Verbraucher interessieren. "Der Fokus liegt auf der Qualität der Lebensmittel und dem Umgang mit Tieren." Wichtig in diesem Zusammenhang sei auch der Kontakt zu Schulen und Kindergärten.

Gerne darf die Kommunikation über die modernen Medien erfolgen. Wie gut das funktioniert, davon konnte Rüdiger Stahl berichten. Er betreibt im Neckartal ein Hofgut mit freilaufenden Legehennen, Weinbau und Gastwirtschaft. "Der Verbraucher möchte einen transparenten Betrieb", hat Stahl erkannt und nutzt deshalb Facebook für eine intensive Öffentlichkeitsarbeit. Er postet "positive Berichte und schöne Bilder", aber auch Selbstverständliches aus dem bäuerlichen Alltag - Untersuchungsergebnisse, behördliche Kontrollen, bestandene Zertifizierungen.

Kreisbäuerin Rita Behl konnte die generelle Botschaft der beiden Referenten nur unterstützen. Ein neues Projekt der Landfrauen gehe in dieselbe Richtung: der Bauernhof-Brunch, über den man mit Nachbarn und Interessierten ins Gespräch kommen wolle. Kreisbauernobmann Johann Drexl rief den landwirtschaftlichen Nachwuchs auf, über die Social Media die eigene Generation anzusprechen - und sich bei den bevorstehenden Kommunalwahlen politisch zu engagieren. "Wir müssen wieder an die Gesellschaft herankommen." Mit Sorge beobachtet Drexl die Tendenz, große und kleine Betriebe gegeneinander auszuspielen und damit letztlich den BBV zu spalten.

Was nach wie vor hervorragend funktioniert, ist die Zusammenarbeit der Landwirte vor Ort mit der VR-Bank Landsberg-Ammersee. Vorstandsvorsitzender Stefan Jörg erinnerte daran, dass der Grundstein der VR-Bank ein von Bauern im 19. Jahrhundert gegründeter Darlehenskassenverein war. Dass das alte Raiffeisen-Prinzip ("Was einer nicht vermag, das vermögen viele") heute noch genauso gilt wie damals, zeigt die Neugründung der VR-Bank-Filiale in Pflugdorf-Stadl - auch sie kam auf Initiative der örtlichen Landwirte zustande.