Die Vertreterversammlung der VR-Bank-Landsberg-Ammersee eG

Seit 50 Jahren Mitglied ist Otto Sanktjohanser (links) der von Vorstandsvorsitzendem Stefan Jörg (Mitte) und Vorstandsmitglied Martin Egger geehrt wurde. Bildquelle: Ulrike Osman, Kreisbote Landsberg

Landsberg – Das Spannungsniveau eines Krimis hat eine Vertreterversammlung der VR-Bank Landsberg-Ammersee normalerweise nicht. Doch in diesem Jahr hatte Vorstandsvorsitzender Stefan Jörg etwas Ungewöhnliches dabei: ein Video von einer Automatensprengung.

Der Vorfall ereignete sich an Jörgs früherer Wirkungsstätte in Rothenburg ob der Tauber, ein Ex-Kollege hatte ihn darüber informiert. Ein Hotelgast in der Nähe der Bank war von der Explosion am frühen Morgen geweckt worden und hatte seine Handykamera draufgehalten, während seine Begleiterin die Polizei verständigte. Die Täter konnten dennoch entkommen. Viel war auf dem Video nicht zu sehen – Staubwolken von der Explosion, ein davonfahrendes Auto.

Dennoch machte das Video die Tatsache greifbar, dass „in Deutschland täglich ein bis zwei Automaten in die Luft gejagt werden“, so Jörg. Er kritisierte, dass den Banken in Deutschland – anders als in Frankreich und den Niederlanden – der Einsatz von Klebstoff, der im Falle einer Sprengung die Geldscheine unbrauchbar macht, nicht gestattet sei. „Im Gegensatz zu allen anderen Ländern sehen unsere Genehmigungsbehörden eine erhöhte Brandgefahr durch den Klebstoff.“ Die VR-Bank habe bereits eine Gefahrenanalyse für ihre Filialen in Auftrag gegeben. „Wir werden die Entwicklungen beobachten und unsere Automaten so weit wie möglich schützen.“

Positiv vermeldete Jörg vor den 62 anwesenden Vertretern im Theatersaal der Freien Waldorfschule Landsberg, dass die VR-Bank „trotz der globalen Krisen, einer deutlich verhaltenen Konjunktur sowie hoher Inflation“ ihr Vorjahresergebnis und ihre eigenen Planungen deutlich übertroffen habe. Das betreute Kundenvolumen stieg nach Angaben von Vorstandsmitglied Martin Egger um drei Prozent auf rund zwei Milliarden Euro.

Unterm Strich ergab sich ein Bilanzgewinn von 990.000 Euro und für die über 19.000 Mitglieder der Bank eine Dividende von zwei Prozent. Der Verwendung des Jahresüberschusses stimmten bei einer Enthaltung und einer Gegenstimme 60 Vertreter zu. Die Entlastung von Vorstand und Aufsichtsrat erfolgte einstimmig.

Unter dem Tagesordnungspunkt „Sonstiges“ brachte Vertreter Siegfried Luge die mögliche Fusion der Raiffeisenbanken Raisting und Singoldtal (mit Sitz in Hurlach) aufs Tapet. „Eine Fusion quer durch den Landkreis und vorbei an uns – ist da etwas dran?“, wollte Luge wissen.

Tatsächlich gebe es offenbar entsprechende Absichten, so Jörg. Doch auch die VR-Bank Landsberg-Ammersee habe ihr Interesse an einer Fusion mit Raisting bekundet. „Wir haben dort ein nicht unerhebliches Kundenvolumen.“ Darüber hinaus wäre Raisting „ein wichtiges Tor in Richtung Süden“.

In Gesprächen mit den dortigen Verantwortlichen habe man Erhalt und Ausbau des Standorts zugesichert, ebenso wie die Übernahme der fünf Mitarbeiter. „Was wir nicht zusichern konnten, ist die Besetzung von Vorstand und Aufsichtsrat“, so Jörg. An diesem Punkt brachen die Gespräche offenbar ab.

Später sei auf Informationsveranstaltungen sowohl in Raisting als auch in Hurlach behauptet worden, die VR-Bank Landsberg-Ammersee würde den Erhalt der Geschäftsstelle Raisting nicht gewährleisten – für Jörg ein klarer Versuch, „mit Unwahrheiten über unser Haus das Abstimmungsverhalten in Raisting zu beeinflussen“. Für die VR-Bank Landsberg-Ammersee sei das Ganze „eine unglückliche Situation“.

Freuen kann sich die Genossenschaftsbank mit ihren 25 Standorten und 174 Mitarbeitenden über diverse Auszeichnungen, darunter unter anderem als Fünfter unter den besten Ausbildungsbetrieben bundesweit, als „Top Company“ des Arbeitgeberportals kununu und nicht zuletzt als „Digital Champion“.

Quelle: Kreisbote Landsberg

Der originale Artikel erschien am 24.05.2023 im Kreisboten Landsberg von Ulrike Osman mit dem Titel: VR-Bank Landsberg-Ammersee: Fusionsverhandlung mit Raisting „unglücklich“