Für Wohnbau, Gewerbe, Straßen und erneuerbare Energien werden oftmals wertvolle landwirtschaftliche Flächen umgenutzt. Nicht nur der Bayerische Bauernverband (BBV) sieht das kritisch, spielt doch die Ernährungssicherheit vor dem Hintergrund der herausfordernden geopolitischen Lage eine immer größere Rolle. Ein Weg, um zumindest die Flächenkonkurrenz zwischen Energieerzeugung und Landwirtschaft in Einklang zu bringen, sind Agri-PV-Anlagen. Sie waren Thema des jüngsten VR-KundenForums agrar.
Zahlreiche Kunden aus dem Bereich Landwirtschaft folgten der Einladung der VR-Bank Landsberg-Ammersee eG und dem Bayersichen Bauernverband ins Dorfgemeinschaftshaus in Eresing. Stefan Jörg, Vorstandsvorsitzender der VR-Bank, konnte außerdem einige Ehrengäste aus der Kommunalpolitik begrüßen. Für die VR-Bank ist das Thema erneuerbare Energien ein Herzensanliegen, betreibt sie doch selbst nicht nur als Bank sondern auch mit der von ihr initiierten Energiegenossenschaft VR-BürgerEnergie mehrere PV- und Windkraftanlagen.
Johann Drexl, Kreisobmann des BBV, betonte in seiner Begrüßung dann auch das Engagement der VR-Bank in diesem Bereich und dankte für die Ausrichtung der Veranstaltung. Gleichzeitig rief er alle Anwesenden dazu auf, auch weiterhin den erneuerbaren Energien gegenüber aufgeschlossen zu sein.
Das Thema „Agri-PV – wie, wo und für wen?“ wurde von drei Referenten aus unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchtet. Im Gegensatz zur klassischen Freiflächen-PV-Anlage bleiben Ackerflächen und Grünland mit Agri-PV-Anlagen weiterhin für die Landwirtschaft nutzbar, weil die Bewirtschaftung zwischen den – zum Beispiel vertikal aufgeständerten – Modulreihen stattfinden kann.
Lukas Bayer, Teamleiter Projektentwicklung bei der in Landsberg ansässigen LENA Service GmbH, ging in seinem Vortrag „Agri-PV – von der Projektidee zur Umsetzung“ auf die planerischen Grundlagen ein. Demnach sind Agri-PV-Anlagen nach §35 Baugesetzbuch (BauGB) privilegiert, wenn sie auf maximal 2,5 Hektar Fläche errichtet werden und in einem räumlichen und funktionalen Zusammenhang mit der Hofstelle stehen. Das bedeutet, dass sie nicht mehr als etwa 200 Meter vom Betrieb entfernt sind und der erzeugte Strom dem Eigenbedarf dient. Andernfalls muss ein vorhabenbezogener Bebauungsplan beantragt werden, der ein längeres Genehmigungsverfahren durchläuft. Vom Aufstellungsbeschluss des Gemeinderats bis zur Inbetriebnahme der Anlage können zwei bis vier Jahre vergehen, so Bayer.
Förderfähig sind die Anlagen nur, wenn sie unter 1 MWp Modulleistung bleiben. Außerdem muss der Antragsteller ein zertifiziertes landwirtschaftliches Nutzungskonzept für die fragliche Fläche vorlegen. Entscheidend für die Wirtschaftlichkeit ist, wie Bayer betonte, die Entfernung zum Netzanknüpfungspunkt – sie sollte pro Megawatt maximal 500 Meter betragen.
Gerade die Einspeisung ist oft der Knackpunkt, wie im Vortrag von Walter Albrecht, Leiter Kommunalmanagement bei der Lechwerke AG (LEW), deutlich wurde. Derzeit sind bereits 120.000 dezentrale Erzeugungsanlagen ans LEW-Netz angeschlossen – und es müssen noch viel mehr werden, bis die Energiewende geschafft ist.
Damit kommen allerdings gewaltige Investitionen in den Netzausbau auf die Stromversorger zu. Schon jetzt geht der Ausbau von PV- und Windkraftanlagen schneller voran, als das Netz Schritt halten kann, nicht zuletzt, weil die Genehmigung neuer Hochspannungsleitungen ein Prozess ist, der sich über Jahre hinziehen kann.
„Wenn im ländlichen Raum das nächste Umspannwerk zu weit entfernt ist, wird es schwierig, die Energie wegzubringen“, so Albrechts Botschaft an die potenziellen Betreiber von Agri-PV-Anlagen. Dies, zumal die Stromerzeugung aus Sonne und Wind nicht gleichmäßig erfolgt, sondern sich zwischen den beiden Extremen „Mittagsspitze“ und „Dunkelflaute“ bewegt. Speichertechnologien seien derzeit noch zu teuer, um hier effizient Abhilfe zu schaffen, so Albrecht.
Interessierte, die wissen wollen, wie weit der mögliche Standort einer Einspeiseanlage von einem Netzanschlusspunkt entfernt liegt, haben die Möglichkeit, dies auf der Homepage der LEW selbst zu prüfen.
Wenn der Standort die richtigen Voraussetzungen mitbringt und auch die übrigen Rahmenbedingungen stimmen, gilt es die Frage der Finanzierung zu klären. Welche Möglichkeiten es hier gibt und worauf zu achten ist, erläuterte Joachim Koch, Firmenkundenberater bei der VR-Bank.
Wie die angeregten Diskussionen im Anschluss an die Vorträge zeigten, hatte die VR-Bank ihren Kunden wieder einmal einen Abend mit Mehrwert geboten.